
Foto: BR | Tim Assmann
Neues Klärwerk für Gaza
Mit deutscher Hilfe soll künftig die Hälfte der Abwässer von rund einer Million Menschen geklärt werden
Noch fließt ein Großteil der Abwässer von Gaza ungeklärt ins Mittelmeer. Eine Gesundheitsgefahr – auch, weil es in den Boden sickert und Grundwasser verseucht. Doch der Bau der neuen Anlage verläuft nicht reibungslos.
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Beitrag: Bernhard Niebruegge | Kamera: Sawah Abu Seif | Ton: Muthasem Rashid | Schnitt: Amir Tal.
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Hoch oben über der Baustelle wird an einem der zwei riesigen Behälter gearbeitet, in denen einmal landen soll, was jetzt noch ungeklärt ins Meer fließt. Unten, etwas abseits der Klärschlammbehälter, steht Jonas Blume, Leiter des Büros der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in den palästinensischen Gebieten, und ist durchaus stolz.
Hier wird das größte Abwasserprojekt in Gaza gebaut. Eine Kläranlage für den mittleren Gazastreifen und Gaza-Stadt. Ultimativ soll hier zusammen mit der alten Kläranlage von Gaza-Stadt die Hälfte der Abwässer, das heißt für rund eine Million Menschen, geklärt werden. Damit sollen die Gesundheitsgefahren und auch die Umweltverschmutzung deutlich verringert werden.
Die KfW finanziert das neue Klärwerk mit rund 86 Millionen Euro aus Mitteln des deutschen Entwicklungsministeriums. Noch fließt der Großteil der Abwässer von Gaza in einer stinkenden Kloake ungeklärt ins Mittelmeer. Die Strände mussten teils wegen Gesundheitsgefahr geschlossen werden. Auf dem Weg ins Meer sickert das Abwasser auch in den Boden und verseucht das Grundwasser. Das Baumaterial für das Klärwerk wird über Israel geliefert. Ein komplexes Kontrollsystem soll sicherstellen, dass das Material auch für den Bau verwendet wird und nicht bei der palästinensischen Hamas landet, die den Gazastreifen kontrolliert.
Überwacht von den Vereinten Nationen wird Material importiert. Es gibt Inspekteure, die fast jeden Tag auf die Baustelle kommen. Jeder Sack Zement wird registriert, bevor er über die Grenze kommt, wenn er auf die Baustelle kommt und wenn er verwendet wird.
Die Versorgung mit Zement und Stahl funktioniere weitgehend reibungslos, erzählt Jonas Blume. „Wir haben aber auch Probleme gehabt bei einigen speziellen Baumaterialien. Wir haben Spezialzement zum Abdichten von Löchern, der dann monatelang nicht genehmigt wurde und das bedeutet dann eine Projektverzögerung. Sie können dann nicht weiter machen, bis das Material da ist.“ Die Pläne für das Klärwerk reichen bis in die 90er Jahre zurück, aber die politische Lage bremste das Projekt lange aus. Ein anderes, kleineres Klärwerk, ebenfalls mit deutscher Hilfe errichtet, wurde während der Kriege zwischen Israel und der Hamas beschädigt. KfW-Direktor Jonas Blume sieht aber keine Alternative zu dieser Art von Entwicklungshilfe.
Das ist frustrierend, wenn solche Anlagen beschädigt oder von Konflikten beeinträchtigt werden. Aber letztendlich haben wir keine Alternative. Die Menschen in Gaza leben hier. Sie können nicht raus und wir müssen irgendwas tun, damit die Menschen hier weiter leben können.
In rund einem Jahr soll das neue Klärwerk seinen Betrieb aufnehmen und so dabei helfen, die Lebensbedingungen der zwei Millionen Menschen im Gazastreifen zu verbessern.