
Foto: BR | Julio Segador
Die Weihnachtsnacht in Bethlehem
Auch deutsche Besucher waren im Gottesdienst an Jesu Geburtsort und hörten die sehr politische Predigt des Erzbischofs
Laute Trommel- und Dudelsackklänge hatten den Tag über Bethlehem geprägt, in der Mitternachtsmesse waren es an Heiligabend dann besinnliche und nachdenkliche Gedanken und Worte, die im Vordergrund standen. Ein Beitrag von BR-Reporter Julio Segador.
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Beitrag: Susanne Glass | Kamera: Alex Goldgraber, Tariq Kayal | Ton: Muafak Kayal, Adrian Klinkan | Schnitt: Amir Tal.
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Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Sankt-Katharinen-Kirche im Zentrum der biblischen Stadt. Tausende verfolgten die Messe auf dem zentralen Platz vor der Geburtskirche auf einer Großleinwand. Und sie erlebten mit, wie der lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa die Stadt, in der der Überlieferung nach vor mehr als 2000 Jahren Jesus geboren wurde, in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte. Erzbischof Pizzaballa ermutigte die Gläubigen eindringlich, sich den „Stil von Bethlehem“ anzueignen. Ein Stil, den Jesus selbst geprägt hatte.
Dies bedeutet, in Stille, ohne Aufhebens und ohne Lärm zu arbeiten, wie es mit der Geburt Jesu geschehen ist, um das Licht der Herrlichkeit Gottes überall dort hinzubringen, wo es einen Schatten der Dunkelheit gibt.
Es war eine sehr politische Predigt, die Pierbattista Pizzaballa in Gegenwart von Palästinenserpräsident Machmud Abbas hielt. Als ranghöchster Katholik im Heiligen Land bekommt er das tiefe Zerwürfnis und den Hass zwischen den Volksgruppen und Nationalitäten in der Region hautnah mit. Er ist aber auch davon überzeugt, dass sich das ändern kann. Nötig, so der Erzbischof, sei eben der Stil von Bethlehem.
Ich glaube, wir können über den Stil von Bethlehem sprechen. Auch in unserem von Politik, Religionen und viel Hass zerrissenen und gespaltenen Land. Auch hier treffen wir auf Menschen, Vereine, Institutionen, die sich mit Entschlossenheit einfach nur treffen, kennenlernen. Und die zusammen etwas aufbauen wollen. Etwas, was die Missverständnisse derer überwindet, die den Wunsch nach Begegnung und Frieden nicht teilen.
Palästinenserpräsident Machmud Abbas war unmittelbar vor Beginn der Predigt mit großem Gefolge in die Kirche eingezogen, gleich nach dem Ende der eindringlichen Rede zog er wieder von dannen. Was viele Besucher freute, denn auf einen Schlag wurden Dutzende Plätze in der Kirche frei. Für die meisten Besucher war die Mitternachtsmesse in Bethlehem ein beeindruckendes Ereignis. Auch für Jan und Lars. Die beiden jungen Männer aus Hildesheim waren richtig bewegt. „Wenn man des Englischen nicht so mächtig ist, hat man natürlich nicht ganz so viel verstanden. Aber hier zu sein und das Ganze so mitzukriegen, das ist mega ergreifend. An Heiligabend hier in dieser Kirche, da krieg ich jetzt eine Gänsehaut“, so Jan.
Das war ziemlich emotional. Als ich hier hereingegangen bin, hatte ich schon auf dem ganzen Weg Gänsehaut. An Heiligabend hier in dieser Messe zu sein, ist schon sehr beeindruckend.
Aus dem bayerischen Buchloe war Sarah nach Bethlehem gereist. Schon zum dritten Mal. Dennoch war sie nach der Mitternachtsmesse nahezu sprachlos.
Überwältigend, es ist einfach überwältigend hier zu sein, das Ganze mitzuerleben. Ich habe keine anderen Worte. Ich bin überglücklich.